Bedingt durch die aktuelle Situation wird in diesem Jahr der Sommerurlaub wohl im eigenen Land stattfinden. Ganz im Süden der Republik wird sich der ein oder andere auch das erste mal an eine Wanderung in den Alpen wagen. Was es dabei zu beachten gibt erfährst du in diesem Artikel.
Seitdem ich denken kann war ich regelmäßig in den Bergen zum Wandern unterwegs und konnte dabei einiges an Erfahrungen sammeln. Eine Wanderung in den Alpen unterscheidet sich in vielen Punkten vom Spaziergang um die Ecke. Was es dabei zu beachten gibt erfährst du in diesem Artikel.
Gutes Schuhwerk
Das allerwichtigste auf einer Tour in den Bergen ist das richtige Schuhwerk. Viele schwören dabei auf Bergstiefel, ich selbst habe auch lange Zeit auf diese Vertraut. In den letzten Jahren bin ich aber auf Trekkingschuhe umgestiegen. Bergstiefel schützen die Knöchel und bieten einen besseren Schutz gegen das Umknicken. Doch genau dieser Vorteil ist für mich auch gleichzeitig ihr größter Nachteil. Mit Trekkingschuhen habe ich eine größere Bewegungsfreiheit und fühle mich gerade auf unebenen Wegen wesentlich sicherer. Dies muss aber jeder für sich entscheiden. Für beide gilt aber sie sollten gut und fest sitzen und geschlossen sein. Sandalen oder Pantoletten haben Berg nichts zu suchen.
Nicht mit neuen Schuhen
Bevor es das erste mal auf den Berg geht sollten die Schuhe erst mal auf kürzeren Runden eingelaufen werden. Es gibt angenehmere Situationen als mit Blasen an den Füßen noch mehrere Stunden zurück wandern zu müssen.
Es müssen nicht die teuersten Schuhe sein
Wenn du erst mal herausfinden möchtest ob Wandern in den Bergen überhaupt was für dich ist und du nicht gleich hunderte Euro für gute Schuhe ausgeben willst dann kannst du auch zu günstigeren Modellen greifen. Abstriche gibt es hier vor allem bei der Lebenszeit der Schuhe.
Wanderstöcke
Auf besonders steilen Abschnitten verwende ich Wanderstöcke, diese entlasten gerade beim Bergabwandern die Kniegelenke und bieten in unwegsamen Gelände zusätzliche Sicherheit. Auch hier muss man kein Vermögen ausgeben. Ich war Jahrelang mit Stöcken für ein paar Euro aus dem Discounter unterwegs und hätte ich nicht einen der beiden Stöcke bei einer Tour in Norwegen verloren währe ich wohl immer noch mit diesen unterwegs. Mittlerweile bin ich mit deutlich teureren Stöcken aus Carbon unterwegs, diese sind deutlich leichter. Für mich war der Kaufgrund aber in erste Linie das kleinere Packmass. Hierdurch verschinden Sie bei Nichtgebrauch komplett im Rucksack.
Erste-Hilfe-Set
Ein kleines Erste-Hilfe-Set ist niemals ein Fehler und nicht teuer. Bei mir ist es fixer Bestandteil meines Tourenrucksacks. Zusätzlich habe ich noch eine Rettungsdecke aus einem alten KFZ-Verbandskasten sowie zusätzlich Blasenpflaster dabei. Sonnencreme sollte ebenfalls nicht fehlen.
Getränke und Verpflegung
Was ich selbst auch ganz gerne mal unterschätze ist die Menge an Getränken. Bergwandern mach durstig. Zwar findet sich zur Not auch immer mal eine Quelle, aber wenn sich diese gerade inmitten einer Kuhweide mit den entsprechenden Hinterlassenschaften befindet gibt es sicher angenehmeres. Natürlich kann man sich auch an Berghütten versorgen, was aber wenn diese geschlossen hat oder die Tour beispielsweise durch einen gesperrten Weg spontan geändert werden muss? Essenstechnisch befindet sich in meinem Rucksack neben der normalen Verpflegung auch immer die "Gipfelschokolade". Eine Tafel die für den höchsten Punkt der Wanderung vorgesehen ist, aber im Notfall zwischendurch auch mal schnell Energie liefern kann.
Was sonst noch mitkommt
Aus den verschiedensten Gründen kann eine Tour auch mal länger als geplant dauern, eine Stirnlampe nebst Ersatzakkus gehört bei mir daher auch zur Standardausrüstung.
Gerade in den Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst kann es gerade an Nordhängen vereiste Schneereste auf den Wegen geben. Hier können Schuhspikes sehr nützlich sein.
Navigation und Orientierung
Heutzutage hat auch bei mir das Smartphone die gute alte Wanderkarte ersetzt. Kartenapps verschiedener Hersteller helfen bei der Orientierung. Jedoch sollte man darauf achten das sich das Kartenmaterial auch offline verwenden lässt. In den Bergen gibt es nicht immer ein Mobilfunknetz. In unbekannten Gebieten empfiehlt es sich zudem eine Backup zum Smartphone dabei zu haben. Was ist bei einem technischen Defekt oder bei Beschädigung des Geräts? Klassische Wanderkarten aus dem jeweiligen Gebiet gibt es oft auch kostenlos an der Touristeninformation oder an Seilbahnstationen. Meist enthalten diese auch Zusatzinformation etwa zu bewirtschafteten Berghütten oder allgemeine Infos zu dem Gebiet.
Wegweiser und Karten fotografieren
Eine Eigenheit die ich mir zusätzlich angewöhnt habe, ich fotografiere Wegweiser und Karten entlang meines Weges, was mir durchaus schon das ein oder andere mal bei spontanen Richtungsänderung geholfen hat und auch bei der späteren Zuordnung von Bildern ohne eingebettete GPS-Information sehr nützlich sein kann.
Durchqueren von Weiden
Viele Wanderwege in den Bergen führen auch durch Rinderweiden. Die Kühe sind in aller Regel an Wanderer gewöhnt und sehen die Begegnung mit Ihnen meist sehr gelassen. Manchmal sind sie neugierig und nehmen die Wanderer genauer in Augenschein, eine Gefahr geht von ihnen allerdings in der Regel nicht aus. Mit einer Ausnahme, Kühe verteidigen wie jedes andere Tier im Notfall ihre Kälber. Sehen sie für Ihre Kälber eine Gefahr stellen sie schon alleine Aufgrund Ihrer Masse eine Gefahr dar. Generell gilt: Tiere in Ruhe lassen und soweit Möglich Abstand halten. Hunde sollten in der Nähe von Weiden immer an der Leine geführt werden. Dabei sollte man aber auch immer bereit sein die Leine im Notfall auch loslassen zu können, wenn zum Beispiel Mutterkühe auf einen bellenden Hund losgehen weil sie Ihre Kälber in Gefahr sehen.
Eigentlich selbstverständlich, wie ein Fall aus den vergangenen Jahren aber zeigt anscheinend nicht für jeden. Eine Frau war mit Ihrem Hund auf einem Wanderweg innerhalb einer Weide unterwegs, der Hund bellte und versetzte eine Herde Mutterkühe in unmittelbarer Nähe in Aufruher. Diese gingen auf den Hund los. Leider konnte die Frau die Leine nicht mehr Lösen und wurde von den Kühen zu Tode getrampelt. Ein Tragischer Unfall. Ein Gericht sah die Schuld beim Besitzer der Kühe und verdonnerte Ihn zu einer 6-stelligen Schmerzensgeldzahlung an die Hinterbliebenen. Ein Urteil das nicht nur bei Bergbauern für Unverständnis sorgt und sollte es Bestand haben auch zu einer Sperrung zahlreicher Wanderwege führen könnte.
Vorsicht Schlangen
Ja auch in den Bergen gibt es Schlangen, sogar in recht großen Höhen. Schlangen sind sehr scheue Tiere die normalerweise schnell die Flucht ergreifen sobald Menschen in der Nähe sind. Ein geöffneter Rucksack der auf dem Boden liegt kann aber ein gutes Versteck für die scheuen Tiere sein.
Bist du wirklich Schwindelfrei? Schonmal einen schmalen Weg gegangen neben dem es ein paar hundert Meter fast senkrecht nach unten geht? Oder ist die kleine Kletterpassage vor dir wirklich harmlos? Bedenke wo man hoch geht muss man auch wieder runter. Versuche dich langsam an solche Stellen voran zu tasten, es ist keine Schande sich auch mal einzugestehen dass der Weg die eigenen Fähigkeiten übersteigt und lieber einmal zu früh umzukehren als einmal zu spät.