In den vergangenen Jahren habe ich den Polarkreis schon mehrfach überquert. Der für mich dabei schönste Übergang in die Welt der Mitternachtssonne ist der Weg durchs norwegische Saltfjellet.
Nur zwei Routen nach Norden
Von meinem Nachtlager bei Mo I Rana mache ich mich Anfang Juni 2022 auf den Weg Richtung Norden. Verfahren kann man sich hier nicht, neben der E6 gibt es nur noch eine weitere Route (die Helgelandskysten) die in diesem Abschnitt Norwegens den Norden mit dem Süden verbindet. Diese ebenfalls sehr schöne Route führt entlang der Küste und ist aber mit zahlreichen Fährfahrten verbunden.
Vom Frühling zurück in den Winter
Nachdem ich 2017 beide Routen gefahren bin will ich dieses mal noch einmal den Weg durchs Saltfjellet nehmen. Vom bereits recht frühlingshaften Mo I Rana aus gehts dabei langsam aber stetig immer weiter bergauf. Das zarte Frühlingsgrün der Bäume weicht dabei immer mehr den immer größer werdenden Schneefeldern.
Das Fjell
Irgendwann erreiche ich die Baumgrenze, der Beginn der jener Landschaftsform die mich in den Vergangenen Jahren in Norwegen wohl am meisten beeindruckt hat. Die Hochebenen, die in Norwegen als Fjell bezeichnet werden. Die scheinbar unendliche Weite dieser kargen Landschaft beeindruckt mich jedes mal aufs Neue. Obwohl ich mich hier in nicht einmal 700m Höhe bewege, wächst hier oben nicht mehr viel. Gräser, Moose und ein paar Kniehohe Büsche. Diesmal ist aber auch davon kaum etwas zu sehen. Der teils noch meterhohe Schnee ist bisher nur hier und da aufgerissen.
Nix mit Wandern
Eigentlich hatte ich mir bei meinem letzten Besuch vorgenommen, dass ich beim hier beim nächsten Mal eine Wanderung unternehme. Doch daran ist nicht zu denken. Die ausgeschilderten Wanderwege verstecken sich noch im Tiefschnee oder sind vom Schmelzwasser überschwemmt und lassen sich bestenfalls erahnen.
Parkplatzhopping
Allerdings sind die zahlreichen großen Parkplätze entlang der Strecke allesamt geräumt und größtenteils komplett leer. Also betreibe ich ein wenig Parkplatzhopping. Ich fahre von Parkplatz zu Parkplatz und erkunde die Umgebung soweit es die Schneemassen zulassen.
Polarsirkelsenteret
Auch den obligatorischen Stopp am Polarsirkelsenteret lege ich natürlich ein. Nachdem ich hier etwas im Souvenirshop gestöbert habe und kurz in Versuchung gekommen bin mir einen sündhaft teueren Elchburger zu gönnen, begebe ich mich auch hier auf eine kurze Erkundungstour.
Steinmännchen
Der Bau von Steinmännchen ist hier zwar inzwischen verboten, trotzdem hat man die bereits bestehenden stehen gelassen. Es sind hunderte vielleicht tausende die hier stehen und zusammen ein beeindruckendes Kunstwerk darstellen.
Es wird nicht mehr dunkel
Nach diesem durchaus beeindruckenden Stopp geht es weiter, weiter Richtung Norden weiter zum nächsten Parkplatz. Bereits in den letzten Tagen war ich in einem Gebiet unterwegs in dem es Nachts praktisch nicht mehr dunkel wird. Zwar ist die Sonne bisher immer noch kurz verschwunden, aber die kurze Zeit hat bestenfalls für eine lange Abenddämmerung gereicht, die praktisch nahtlos in die Morgendämmerung überging. So verliere ich schnell jegliches Zeitgefühl und somit auch den gewohnten Tag-Nacht-Rythmus.
Schlafen wenns regnet
Stattdessen wird geschlafen wenn es regnet, wie es jetzt der Fall ist. Wieviel Zeit vergangen ist, als ich von der Sonne wieder geweckt werde, kann ich nicht sagen. Hier oben gönne ich mir den Luxus nicht ständig auf die Uhr schauen zu müssen. Ich habe keine Termine und keine festen Ziele für die nächsten Tage, also was solls. Es muss wohl Abend gewesen sein als ich meinen Frühstückskaffee und ein Rührei zu mir genommen habe. Denn die Sonne tat sich immer schwerer noch über die umliegenden Berge zu kommen. Dunkel wird es dabei aber nicht.
Weiter gehts
Ausgeschlafen und frisch gestärkt geht es nun weiter, weiter zum nächsten Parkplatz. Auf der Straße geht es dabei langsam wieder abwärts. Die Lücken zwischen den Schneefeldern werden größer und die wieder etwas größeren Büsche und kleine Birken prägen wieder die Umgebung.
Nochmal zurück
Die Sonne reist immer wieder Lücken in die Wolken, also entschliesse ich mich mein Gefährt zu wenden um nochmals durch Fjell zu fahren. Ohne Zwischenstopp passiere ich dabei nochmals den Polarkreis und lande schließlich auf einem Parkplatz am Anfang des Fjells.
Regen und Schneeregen
Hier verbringe ich den Rest der Nacht, in der allmählich Regen und Schneeregen einsetzt. Am morgen liegen die Temperaturen nur noch knapp über dem Gefrierpunkt. Zusammen mit dem starken Wind und Regen eine sehr ungemütliche Mischung. So verzichte ich auf meinem erneuten Weg nach Norden auf einen weiteren Zwischenstopp am Polarcirclecenter und setze meinen Weg in ohne Unterbrechung fort.
Fazit
Der Weg durchs Saltfjellet gehört für mich nach wie vor zu einer der schönsten Möglichkeiten den Polarkreis zu Überqueren.