Seit 1 ½ Jahren besitze ich nun meinen Camper, seit knapp einem Jahr ist es mein einziges Fahrzeug und vor Kurzem habe ich die Marke von 30 000 km überschritten. Nun will ich mal ein Zwischenfazit ziehen und meine Gedanken und Erfahrungen mit Euch teilen.
Fahrzeug
Mein Camper ist ein Opel Movano L1H2, mit einer Länge von 5,05 m zählt er zu den kürzesten dieser Fahrzeugklasse. Damit ist er nur minimal länger als ein VW-Bus mit kurzem Radstand und passt damit noch auf einen normalen Parkplatz. Mit einer Breite von 2,47m (mit Außenspiegeln) wird?s hier und da allerdings etwas eng und die Höhe von 2,5m führt dazu das Parkhäuser und Tiefgaragen absolut tabu sind. Die 136 PS reichen aus um gut voran zu kommen, auch wenn man damit keine Rennen gewinnen kann und der Verbrauch hat sich bei meiner Fahrweise zwischen 8 und 8,5 l/100km eingependelt.
Wie ich das Fahrzeug im Alltag verwende
Ich lebe und arbeite auf dem Land, was einen ganz entscheidenden Punkt, die Parkplatzsuche schonmal recht einfach macht. Im schlimmsten Fall muss ich einmal ein paar Schritte mehr gehen um mein Ziel von meiner Parkposition aus zu erreichen, was mich allerdings noch nie gestört hat. Um größere Städte mache ich eigentlich schon seit Jahren einen großen Bogen und suche sie nur dann auf, wenn mir absolut keine andere Wahl bleibt. Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie war in den vergangenen 1 ½ Jahren kein derartiger Besuch einer größeren Innenstadt notwendig, weshalb die Innenstadttauglichkeit für mich keinerlei Rolle spielt. Und sollte es dennoch einmal notwendig sein, wird einfach außerhalb geparkt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt gefahren.
Was sich im Alltag als sehr angenehm herausgestellt hat, ist die Möglichkeit sich zum Beispiel während der Mittagspause mal kurz Zurückziehen zu können und man abzuschalten. Ab und an wird dann auch den Gaskocher angeworfen und eine Kleinigkeit aufgewärmt. Nach der Arbeit, gibt?s inzwischen auf dem Heimweg immer mal wieder einen Zwischenstopp. Eine Stärkung gibt?s dann im Auto und ein Spaziergang oder eine kleine Wanderung im Anschluss tut auch immer wieder gut. Auch der spontane Kurztrip, wird inzwischen nach Feierabend direkt vom Büro aus gestartet. Die notwendigste Grundausstattung für 1-2 Tage hat hierbei inzwischen einen festen Platz im Fahrzeug.
Warum kein Zweitwagen für den Alltag?
Zugegeben, ab und an spiele ich mit dem Gedanken und ich will auch nicht vollkommen ausschließen, dass vielleicht irgendwann wieder ein kleiner unauffälliger Wagen angeschafft wird. Im Moment sprechen für mich allerdings viele Gründe dagegen
Kosten
Zwei Autos bedeuten auch doppelte Kosten, bei Steuer, Versicherung, Kundendiensten, Reparaturen usw. Der mögliche Einspareffekt, wenn mehr Strecken mit dem Kleinwagen zurückgelegt werden ist zu gering um wirtschaftlich Sinn zu machen.
Umwelt
Dieser Punkt wird beim Ein- oder Anderen vielleicht etwas Unverständnis auslösen, aber ich Fahre meinen Traumwagen und möchte diesen in den nächsten Jahren nicht nur für meine privaten, sondern auch für beruflichen Zwecke nutzen. Dafür habe ich ihn ausgebaut und dafür werde ich ihn weiter optimieren. Was bei der allgemeinen Debatte um neue Umweltschonende Autos momentan vollkommen außer Acht gelassen wird ist der Resourcenverbrauch bei Produktion und Transport der Fahrzeuge.
Selbst bei in Deutschland produzierten Fahrzeugen, kommen die Bauteile inzwischen aus der ganzen Welt und werden mit schwerölbetriebenen Frachtschiffen kreuz und quer über unsere Weltmeere transportiert. Rechnet man dies mit ein, kann wohl selbst ein 15 Jahre alter ?schmutziger? Diesel, der durch ein dem aktuellen Stand entsprechenden umweltfreundlichen Wagen ersetzt werden soll, noch Jahrelang gefahren werden bevor sich für die Umwelt (und nicht nur auf dem Papier) tatsächlich irgendein positiver Effekt ergibt. Was im Übrigen auch für Elektroautos gilt.
Bei einem Fahrzeug welches die aktuellsten Abgasnormen erfüllt und wie ich es im Moment fahre, ist dieser Effekt noch wesentlich geringer und somit macht ein kleiner Zweitwagen aus Umwelttechnischer Sicht für mich momentan absolut keinen Sinn.
Warum das Auto schonen
Man könnte jetzt natürlich anmerken, dass ich das Fahrzeug schonen kann, wenn es nicht so intensiv genutzt wird und dadurch länger hält. Aber zum einen kommt es bei Fahrzeugen die immer wieder Monatelang stehen und wenig Bewegt werden auch zu Standschäden, zum anderen gehe ich davon aus, dass ich das Fahrzeug auch so 10-15 Jahre lang nutzen kann. Ob man danach oder überhaupt noch so lange Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in Deutschland bewegen darf, ist momentan eher fraglich. Wieso das Auto also schonen, wenn es dann ohnehin nach 15 Jahren in Top-Zustand verschrottet werden muss?
Spaß
Auch das ist natürlich ein Grund, es macht mir einfach riesigen Spaß mit dem Auto zu fahren. Die hohe Sitzposition bietet eine gute Übersicht und erlaubt auch mal einen Blick übers Brückengeländer und die im Vergleich zu einem PKW große Bodenfreiheit erlaubt mir gerade auf meinen Skandinavientouren den ein oder anderen Abstecher der einem normalen PKW schonmal an seine Grenzen treiben würde.
Was dagegen für einen kleinen Zweitwagen spricht
Ein kleiner Wagen hätte für mich vor allem im Winter einige Vorteile, er würde in die Garage passen, wodurch das morgendliche Scheibenenteisen entfallen würde. Auch werden die Straßen und Parkplätze hier im Allgäu durch die großen Schneemengen im Winter zeitweise recht eng, so dass hier ein schmales Fahrzeug durchaus seine Vorteile hätte. Wobei dies meist nur ein paar Tage oder wenige Wochen im Jahr der Fall ist und damit eigentlich auch kein so großes Problem darstellt.
Mein Fazit
Der Camper bietet im Alltag zwar einige Nachteile, die für mich aber lösbar sind und damit kein all zu großes Problem darstellen. Dagegen ergeben sich für mich aber viele Möglichkeiten die ich mit einem normalen PKW so nicht hätte.